VanzettiDas Gnadengesuch

Auf Anraten Thompsons verfasste Vanzetti ein Gnadengesuch an den Gouverneur. Zuvor hatte er einen solchen Schritt abgelehnt. Nun sah er darin die einzige Chance, sein Leben zu retten. Das Gesuch, von den Anwälten mitgestaltet und überarbeitet, stützte sich auf das Argument, Richter Thayer wäre nachgewiesenermaßen voreingenommen gewesen. Seine Feindseligkeit gegen Sacco und Vanzetti habe den Prozess und die Entscheidungen über die Berufungsanträge geprägt. Dem Gesuch beigefügte eidesstattliche Erklärungen sollten diese Ansicht erhärten.

 
     
 
Thayers Befangenheit.
Sacco weigert sich.
 
     
   
 

ThayerRichter in Rage

Mehrere Journalisten legten dar, dass Thayer sich ihnen gegenüber abfällig über die Verteidiger ausgelassen habe („verdammte Dummköpfe“, „langhaariger Anarchist aus dem Westen“ [Moore]) und seine ganze Haltung auszudrücken schien, dass „die Geschworenen dazu da seien, diese Männer zu verurteilen“. Der Humorist Robert Benchley berichtete in seiner eidesstattlichen Erklärung von einer zufälligen Begegnung Thayers in einem Golf Club. Dort habe Thayer einem Freund vom Druck erzählt, der von einer „Horde Salonradikaler“ auf das Gericht ausgeübt werde, und dass er, Thayer, „es ihnen zeigen und diese Kerle an den Galgen kriegen werde“ und er „gerne auch ein Dutzend von diesen Radikalen aufhängen würde“, denn kein Bolschewik könne ihn einschüchtern.

 
     
 
Zeiger Warum Sacco nicht um Gnade bittet.
Zeiger Zu den letzten Rettungsversuchen.
 
     
   
 

SaccoSaccos Integrität

Zum Ärger Vanzettis weigerte sich Sacco, das Gnadengesuch zu unterzeichnen.
Der Psychiater Dr. Abraham Myerson, der ihn daraufhin untersuchte, berichtete von Saccos Ansichten: „Er wolle Freiheit oder Tod. Er habe sich keines Verbrechens schuldig gemacht und wolle nicht den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.“ Aufmerksam gemacht auf das Naturgesetz der Selbsterhaltung habe Sacco erwidert, dass die Natur nicht bis in seine Zelle reiche. Zu anderen, die ihm in dieser Sache zusprachen, meinte Sacco außerdem, sein Tod würde auch seine leidende Frau erlösen. In seinem Aufsatz über Saccos Geisteskrankheit beobachtete Dr. Ralph Colp, dass sich Sacco erst nach dem verkündeten Todesurteil erholte: „Sobald ihm klar war, dass er sterben musste, wurde Nick Sacco heiterer, als er es jemals seit seiner Verhaftung gewesen war. Die Integrität seiner Persönlichkeit erreichte einen Höhepunkt, als er die Bitten Vanzettis und all seiner Freunde zurückwies und jeden weiteren Verkehr mit den Behörden ablehnte.“

Das Gnadengeuch wurde dem Gouverneur ohne Saccos Unterschrift am 4. Mai 1927 überstellt.

 
     
 
Zeiger Fullers Reaktion auf das Gnadengesuch.
Zeiger Sacco im Gefängnis.